Loslassen

Am Anfang einer Therapie/Begleitung frage ich meine Klient:innen im Rahmen der Auftragsklärung: Was ist dein Ziel und wo möchtest du stehen, wenn du hier rausgehst? Dabei höre ich ziemlich regelmäßig den Wunsch, das eigene Gedankenkarussell stoppen zu können, den Mindfuck zu entlarven, der sie blockiert und hemmt, weiterzugehen im Leben, sich zu entwickeln, ihrer Lebensaufgabe zu folgen.

Wer kennt ihn nicht, diesen Moment, in dem ein scheinbar harmloser Gedanke dazu führt, dass eine “Neverending Story” im Kopf beginnt, die Unbehagen und Unwohlsein in uns auslöst, bestehende Verstrickungen noch verstrickter erscheinen lässt, das Einschlafen oder Weiterschlafen verhindert oder die miese Laune, die dadurch entsteht? Und die Unkonzentriertheit, die Unruhe, die den Tag zu keinem der guten Tage machen? Manchmal können wir ganze Tage oder Wochen in solchen Zuständen verbringen, in Gedanken kreisend, uns immer wieder dieselben Geschichten erzählend. Die große Frage ist daher: Wie können wir diese Kaskade durchbrechen? Welche Mittel stehen uns zur Verfügung, um auszusteigen aus diesem Kreislauf? Wie bei allem ist es wichtig herauszufinden, was für DICH der richtige Mix an Maßnahmen oder Strategien ist, welcher Weg für DICH der passende ist. Sammle eigene Erfahrungen und Erkenntnisse! Nur so kannst du feststellen, was gut ist für dich und was dir hilft im Umgang mit unliebsamen Gedanken. Dafür hole dir Anregungen von außen, lasse dich inspirieren von spannenden Geschichten und Menschen oder ich aktiviere dein Inneres und suche in Meditationen nach Hinweisen.

Aber was heißt das konkret, was kannst du ausprobieren, wo liegen mögliche Lösungen? In einem Buch stieß ich kürzlich auf ein Zitat von Nichiren, einem japanischen buddhistischen Mönch und Reformator des 13. Jahrhunderts, das sehr gut eine Herangehensweise an den Umgang mit den herausfordernden Zeiten des Lebens umschreibt und uns zurückholt in den Augenblick:

„Never let life‘s hardships disturb you… No one can avoid problems,
not even saints or sages.“

Es ist ist für mich eine Frage der Perspektive, von welcher aus ich die Dinge betrachte, die in mein Leben treten. Es gibt Blickwinkel, von denen aus das leichter geht als bei anderen. Ich sehe Probleme oder bestimmte Situationen immer als Herausforderungen an, die es irgendwie zu lösen gilt. Das ist meine Aufgabe, niemand kann diese für mich übernehmen. Ich betrachte dies als meine ganz persönliche Challenge. Ein kleines Beispiel dazu: Ich fahre in den Kurzurlaub mit meinem Freund, freue mich auf die Wanderungen in der Natur und die Zeit zu zweit. Dann passiert auf dem Weg dorthin etwas Unvorhergesehenes, mein Freund verletzt sich, hat die nächsten Tage mit einem Muskelriss zu kämpfen und ist nicht mehr mobil. Früher hätte mich das frustriert und ich hätte möglicherweise meinen Frust auf ihn übetragen. Heute kann es zwar auch passieren, dass ich etwas unausgeglichen bin, kann das aber weiterstgehend bei mir lassen und mich der Situation anpassen. Wie gelingt mir das? Ich habe gelernt anzunehmen, was gerade ist. Ich akzeptiere die Umstände, die ich nicht beeinflussen kann. Und dann lasse ich los, was sich in meinen Vorstellungen formiert hatte. Dabei kann helfen, das Loslassen über den Atem mit einer Meditation zu üben. Anleitungen dazu findet ihr in den bekannten Meditations-Apps wie 7mind und Calm oder in verschiedensten Podcasts.

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